Kitten in the road
Seit seinem Konflikt mit dem Riesen auf der Hundewiese hat Joey ein bisschen das Pöbeln an der Leine
für sich entdeckt. Alles noch im handhabbaren Bereich, aber was mir dabei ein wenig Kopfzerbrechen bereitet, ist, dass ich noch nicht durchschaue, nach welchen Gesetzmäßigkeiten das Ganze
abläuft.
Es scheint dem Joey weder um die Größe oder Farbe noch um das Geschlecht oder die Rasse seines Gegenübers zu gehen, sondern seine Abneigung scheint tatsächlich ausschließlich mit der Umgebung zu
tun zu haben, in der wir gerade unterwegs sind. Weil: Hundebegegnungen innerhalb des Lutterwaldes sind durchgehend o.k., manchmal werden auch Freundlichkeiten ausgetauscht.
Hundebegegnungen außerhalb des Lutterwaldes sind dagegen neuerdings potenziell konfliktträchtig. Ich versteh's einfach nicht.
Was beim Joey allerdings seit jeher in Stein gemeißelt ist, ist seine Abneigung gegen Katzen. Die wittert er ja quasi schon, bevor sie überhaupt auf der Welt sind. Und dann muss er sich auf seine
doppelte Größe aufplustern, muss in die Leine steigen und sich überhaupt ganz fürchterlich und lautstark aufregen! Und ansprechbar ist er dann schon mal gar nicht mehr.
Nach zwei Hundebegegnungen heute außerhalb des Lutterwaldes (… rrrr!...) nun also auch noch eine Katze, die in etwa 50 Metern Entfernung vor uns her flaniert. Zum Glück ist Joey grad mit
irgendeiner Spur am Wegrand beschäftigt, und zwar laut schnüffelnd, so dass die Katze ihn bemerkt, aber er sie noch nicht. Die Katze hält inne, schaut ein wenig und trödelt schließlich weiter in
unsere Richtung.
Da Joey immer noch beschäftigt, die Distanz zur Katze aber mittlerweile deutlich geschrumpft ist, versuche ich's in meiner Not mit Telepathie: „Katze!!“ denke ich so laut ich kann, „Hier kommt
ein HUND!!!“ Tatsächlich macht die Katze einen kleinen, hoffnungsvollen Schlenker Richtung Gebüsch – um es sich dann doch wieder anders zu überlegen und sich auf die Straße zu pflanzen.
Natürlich hat Joey sie jetzt auch bemerkt und will sein übliches Getöse starten. Nützt aber alles nichts – wir müssen so oder so aneinander vorbei. Die Katze steht auf, macht ein bisschen einen
Buckel, setzt sich wieder hin und sieht den hampelnden Joey einfach nur an.
„Na los“, sage ich schließlich zu ihm, „freundlich grüßen und dran vorbei!“ Und dann tut der Joey genau das: wedelt der Katze zu, etwas linkisch vielleicht und sichtlich aufgeregt und
sicherheitshalber mit noch leicht aufgestellten Nackenhaaren, aber: alles komplett untheatralisch und ohne das übliche Drama.
Nach ein paar Sekunden lobe ich ihn überschwänglich: „Siehst du – alles halb so wild!“ Und ich schwöre, dass er in diesem Augenblick zurück gegrinst hat. Wie gesagt: manchmal versteh' ich's halt
einfach nicht...
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